Jedem das Meine
Bernhard Huber

Kurzwaren

Aphorismen

  • Man hat die Gegenwart noch gar nicht begriffen, und schon kommt die Zukunft daher.

  • Wie soll die Welt je zur Ruhe kommen, wenn sie dauernd jemand verändern will?

  • Warum soll Dummheit ausgerechnet vor Intelligenz halt machen?

  • Wenn ich gewusst hätte, wen du heiratest, hätte ich dich damals nicht geheiratet.

  • Machen Sie eine Reise ins Land der Magie“: Werbeversprechen dieser unhaltbaren Art kratzen doch sehr an dem uns so lieb gewordenen Image einer aufgeklärten Gesellschaft.

  • Bahnreisende im Nah- und Fernverkehr werden aufgefordert, über „herrenloses Gepäck“ Meldung zu machen. Sofort male ich mir aus, wie ich herrenlosen Damen mit Gepäck nachjage, um mich ihnen anzudienen, andernfalls ich ihr Gepäck melden müsste.

  • Die Gegenwart ist für den modernen Menschen die lästige Unterbrechung auf dem Weg in die Zukunft.

  • Die Frage, ob jemand Optimist ist oder Pessimist, lässt sich nur vor einem leeren Glas entscheiden.

  • Prognosen sind eine Droge . Sie vernebeln unsere Wahrnehmung.  

Gedichte

Bedenken beim "Schiffchen versenken" 

 

Wir spielten „Schiffchen versenken“.

Da kamen mir plötzlich starke Bedenken.

Wenn man's wie im Leben betrachtet,

werden durch unser Tun Menschen geschlachtet.“

 

Mein Mitspieler sagte nach einer Weile dazu:

Dann lass' einfach meine Schiffchen in Ruh',

und ich werde gemütlich die deinen versenken.

Und wieder kamen mir starke Bedenken.

Es läuft auch gar nichts mehr nach Plan

 

Es läuft auch gar nichts mehr nach Plan

in unserem verwöhnten Land.

Der Kanzler packt Reformen an

mit ruhiger Regierungshand,

 

die jedoch allesamt nicht bringen,

was man von ihnen sich verspricht.

Ihm will schier gar nichts mehr gelingen.

Auch die Zigarre schmeckt ihm nicht.

 

Und das verletzt den Stolz der Macht

mit ihrem Strahlenkranz ums Haupt.

Man sagt, es sei nicht immer Nacht.

Doch keinen gibt’s, der das noch glaubt.

 

Der Kanzler in der Einsamkeit

des gigagroßen Kanzlerbaus

denkt traurig an die alte Zeit

und wünscht, er säße jetzt zu Haus’

 

bei Frau und Kind vorm Fernseher

und tränk’ genüsslich ein Glas Bier -

das salles nur ein Alptraum wär’.

Doch Pfeifendeckel, er sitzt hier.

 

Die Zahlen alle purzeln munter,

als wär’ es ihnen ein Vergnügen,

wie Frösche von der Leiter runter

und bleiben reglos einfach liegen.

 

Die Börsen- und die Wirtschaftsdaten

sind schwach, als machten sie mal Pause.

Sie wollen nicht mehr recht geraten.

Dem Kanzler graust’s im eig’nen Hause.

 

Er knirscht nervös mit seinen Zähnen,

was man an ihm noch nie bemerkt.

Sein Mund verzerrt sich, um zu gähnen.

Doch Schlaf ist weit, der ihn noch stärkt.

 

Die Opposition setzt ihm

mit kräftigen Attacken zu

und lässt, was ganz besonders schlimm,

ihm beim Regieren keine Ruh’.

 

Was kann denn er für diese Welt,

dass sie sich stetig dreht und dreht

und ihm, auch wenn’s ihm nicht gefällt,

ein scharfer Wind entgegenweht?

 

Na schön, die Wahlschlacht ist gewonnen,

und er regiert das Land erneut.

Doch wie gewonnen, so zerronnen:

Es hat sich längst schon ausgefreut.  

Als der Spitz nicht Platz machen wollte 

 

Ich bin so froh, dass ich jetzt sitz'“,

sprach der kleine weiße Spitz.

Deshalb mach’ ich auch nicht Platz,

mein Schatz.“

Der Racheschwur der zwölften Weinbergschnecke  

 

Unter einer Buchsbaumhecke

lauert eine Weinbergschnecke,

weil sie einen Schwur getan.

Hört euch die Geschichte an.


Weil ihr Schnecken so gut schmecken,

kocht Clothild gern Weinbergschnecken.

Doch die kommen nur ganz frisch

bei ihr auf den Mittagstisch.


Lebend und gleich dutzendweise

kauft sie ihre Lieblingsspeise,

die sie in ein Körbchen steckt,

darin sie sie heimwärts trägt.


Schnecken zählen zwar bei Viechern

zu den langsam zähen Kriechern,

die Gemütlichkeit sehr schätzen

und nicht gern durchs Leben hetzen. 

 

Aber eine schafft es doch:

Schnell witscht die die Korbwand hoch,

wo sie flugs ins Freie schleicht

und der Köchin flink entweicht.


Bleiben elfe noch als Rest

für Clothildes Gaumenfest.

Diese elfe schaffens nicht,

und sie kommen ins Gericht.


Doch die zwölfte Weinbergschnecke

flieht vor solchem üblen Zwecke

und entrinnt der Kochgefahr,

der sie tödlich nahe war.


Sie wählt eine Buchsbaumhecke

aus zum sicheren Verstecke,

Tränen reich vergießt

sowie einen Pakt beschließt. 


Denn sie schwört: "Du Küchendrache,

böse nehm ich an dir Rache!

Keinen Tag mehr werd ich ruhn,

bis du büßest für dein Tun!


Kommst du jemals hier vorbei,

wann, das ist mir einerlei,

springe ich dir an die Gurgel

für dein Schneckenkochgechmurgel.


Und ich presse deine Röhre,

solang ich dich atmen höre."

Also lauert unsre Schnecke

unter einer Buchsbaumhecke. 

 

Jene rünstige Hyäne

Jene rünstige Hyäne,

die ich jetzt noch schnell erwähne,

schmiedet ständig Rachepläne

mit total zerstruppter Mähne.

 

Schmiedete diese Hyäne

mit total zerstruppter Mähne,

dass auch dieses ich erwähne,

nämlich keine Rachepläne,

 

sondern stets nur einen Plan,

was sie zwar vortrefflich kann,

hieße sie fortan Hyan.

Doch es hört sich blöde an,

 

wenn ich jetzt noch schnell erwahn

jene rünstige Hyan,

schmiedend einen Racheplan

mit total zerstruppter Mahn.

 

Schmiedete diese Hyan,

dass ich sie nochmnal erwahn,

jedoch keinen Racheplan,

was sie zwar vortrefflich kann,

 

sondern nur noch Rachepläne,

was sie zwar vortrefflich kähne,

wäre die, die ich erwähne,

jene rünstige Hyäne.

Das Bergzwergzwergbergbergwerk

 

Einen Berg,

wo wohnt ein Zwerg,

den nennt man Zwergberg.

 

Einen Zwerg,

wo wohnt im Berg,

den nennt man Bergzwerg.

 

Einmal war in einem Berg

mit Namen Zwergberg,

wo wohnt ein Zwerg

mit Namen Bergzwerg,

ein großes Bergwerk.

Das gehörte diesem Bergzwerg

in dem Zwergberg.

 

Dieses Bergwerk

in dem Berg

mit Namen Zwergberg

und dem Zwerg

mit Namen Bergzwerg,

das gehörte unserm Bergzwerg -

dieses Bergwerk

war das Bergzwergzwergbergbergwerk.